Sophie holt aus. Sie schwingt den Schläger und trifft den Ball. Der fliegt übers Netz und Sophie strahlt. „Tennis“, sagt sie, „macht mir sehr viel Spaß.“ Sophie hat das Down Syndrom. Das hält die Stuttgarterin aber nicht davon ab, Sport zu machen. Sie spielt Fußball und – seit neuestem – auch Tennis. Ermöglicht wird ihr Letzteres durch den TC Ditzingen. Der Verein bietet seit Mitte September vier Wochen lang, immer samstags, Schnupperstunden für Kinder und Jugendliche mit geistiger Beeinträchtigung an. Für den Vorsitzenden Marco Tomsu ist dies ein absoluter Gewinn für beide Seiten. „Wir wollen uns als Verein für alle Menschen öffnen“, sagt er: „Inklusion ist sehr wichtig und wir haben heute gesehen, wie viel Spaß die Kinder und Jugendlichen am Tennis haben.“
Unterstützung hat der TC Ditzingen in der Vorbereitung auf das Schnupperangebot vom Familienentlastenden Dienst der Stadt Ditzingen bekommen. Anke Bilic hat den Kontakt zu den Familien hergestellt. „Die erste Hürde ist es ja, an die Menschen heranzukommen, die wir erreichen wollen“, sagt Raouf Jemmali, der Breitensportwart des TCD. Für Anke Bilic wiederum ist das Inklusionsprojekt ein Glücksfall. „Wir sind sehr froh, dass ein Verein den Mut hat, die Inklusion voranzutreiben“, sagt sie.
Neun Kinder und Jugendliche haben die Möglichkeit am ersten Schnuppertag genutzt. Die anfängliche Skepsis der Eltern hat sich schnell gelegt. „Es ist toll, zu sehen, wie viel Spaß die Kinder haben“, sagt eine Mutter, die das Training beobachtet hat.
Unterstützt wird der TC Ditzingen auch vom Württembergischen Tennis-Bund und dessen Fachberaterin für Inklusion, Tanja Pannach. „Wir freuen uns sehr, dass der TC Ditzingen diesen Schritt wagt. Er hat eine Vorbildfunktion für andere Vereine in Württemberg, die mit dem Gedanken spielen, auch solche Angebote zu installieren“, sagt sie. Die ersten vereinsübergreifenden Verbindungen wurden schon geschaffen: Ekaterina Strauß ist Trainerin beim TC Schönaich und hat die Ditzinger Trainer beim ersten Schnuppertag unterstützt, auch um Erfahrungen mit in die eigene Arbeit zu nehmen.
Für den Ditzinger Chef-Trainer Darko Bauer ist das Inklusions-Projekt eine Herzensangelegenheit. 120 Kilometer ist er an diesem Samstag gefahren, um das erste Inklusionstraining zu leiten. Danach geht es wieder zurück nach Bad Mergentheim, wo er seinen Sohn bei einem Turnier betreut. „Ich wollte unbedingt dabei sein“, sagt er, „und es hat sich gelohnt.“ Er habe, sagt er, auch schon das eine oder andere Talent entdeckt. „Wir werden alles dafür tun, um diese Kinder und Jugendlichen in unseren Verein einzubinden“, sagt Darko Bauer, der im Training von Monica Schwarzenthal und Sonja Tomsu unterstützt wurde.
Das Inklusions-Projekt beim TC Ditzingen ist mit den vier Schnuppereinheiten noch lange nicht abgeschlossen. „Das war nur der Startschuss“, betont Marco Tomsu. Künftig sollen interessierte Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Beeinträchtigungen die Möglichkeit haben, in Ditzingen Tennis zu spielen. Und man geht sogar noch weiter. „Auch Blinden- oder Rollstuhltennis sind Angebote, über die wir – wenn der Bedarf da ist – nachdenken“, sagt Raouf Jemmali und betont: „Es geht darum, Berührungsängste zu überwinden. Unser Motto ist: Nicht reden, sondern machen.“ Tanja Pannach ist begeistert: „Ich hoffe, dass viele Vereine dem Ditzinger Beispiel folgen.“
Vereine, die sich für das Thema Inklusion interessieren, können sich direkt an die WTB-Fachberaterin wenden. Per Mail an inklusion@wtb-tennis.de