Im Bezirk E und darüber hinaus kennt man die Hiestermanns. Vater Hans-Otto, genant H.O. – einst Bundesligafußballer beim 1. FC Köln und seit 1991 Leiter der Tennisschule im TC Tübingen – und seinen Sohn Jens. Der hat die Tennis-Gene seines Vaters geerbt und hatte einen Schläger in der Hand noch ehe er richtig laufen konnte.
„Ich kenne wenige Menschen, die Tennis so sehr lieben wie mein Papa. Mit seinen über 70 Jahren leitet er immer noch voller Elan und Enthusiasmus seine Tennisschule. Unsere Leidenschaft für Tennis liegt wohl im Blut.“
Jens Hiestermann
Jens Hiestermann, der nach seinem Studium mehrere Jahre als sportlicher Leiter, Trainer und auch Spieler beim TC Tübingen aktiv war. Mittlerweile ist er in die Fußstapfen des Vaters getreten. Auch er betreibt eine eigene Tennisschule – allerdings nicht am Neckar, sondern rund 10 000 Kilometer weiter östlich. In Kuala Lumpur, der Hauptstadt von Malaysia.
Ein Volkssport ist Tennis in dem südostasiatischen Land nicht gerade.
„Noch nicht“, sagt Jens Hiestermann. Schließlich ist er dort, um seine Herzenssportart nach vorne zu bringen. Und weil ihn sein Fernweh getrieben hat. Und die Sehnsucht nach Sonne. „Ich hatte schon immer den Traum in einem warmen Klima zu leben und zu arbeiten“, erzählt er. Schon während des Studiums verbrachte er seine Semesterferien als Trainer in Tenniscamps in ganz Europa.
Als er Ende 2009 auf einer Online-Plattform ein Jobangebot als Director of Coaching an einer internationalen Tennisakademie in Kuala Lumpur entdeckte, musste er nicht lange überlegen.
„Das war genau das, was ich mir vorgestellt hatte: Tennis in einem fremden Land weiterzuentwickeln und nach vorne zu bringen.“
Jens Hiestermann
In einem Land, in dem fast immer die Sonne scheint, wohlgemerkt. Der staatlich geprüfte Tennislehrer (VDT) mit B-Trainerlizenz verkaufte sein Auto, kündigte die Wohnung und machte sich im November 2010 auf den Weg nach Asien. Ein echtes Tennisabenteuer begann. Und mit ihm ein kleiner Tennis-Boom in Kuala Lumpur.
Mit Hilfe des Tübinger Trainers verdoppelten sich die Teilnehmerzahlen an der Tennisakademie in kürzester Zeit.
Eine Umstellung war die Arbeit in dem fremden Land anfangs schon. In Malaysia ist Tennis kein organisierter Sport, es gibt weder Tennisclubs noch Verbandsspielrunden.
„Das klingt natürlich alles anonymer“, sagt Jens Hiestermann, „aber dafür spielt man häufiger an unterschiedlichen Orten und auf unterschiedlichen Anlagen und lernt somit viele Leute kennen. Turniere werden meist privat oder vom Verband organisiert.“
Viele Tennisplätze befinden sich in Wohnhäusern oder in sogenannten Communities. „Hier kommen die Trainer oft zu den Spielern und nicht die Spieler zu den Trainern“, erzählt der Coach, der zwei Jahre nach seiner Auswanderung den nächsten Schritt gewagt hat. Wie sein Vater 21 Jahre zuvor eröffnete seine eigene Tennisschule. Seit mehr als sechs Jahren ist die JJ Tennis Akademie der exklusive Tennispartner von einer der größten und renommiertesten Internationalen Schulen Malaysias.
„Das ist meine Tennisbase. Die Schule hat vier eigene Tennisplätze und ich habe etwa 200 Schüler in meinem Programm“, sagt er. Seine Schulmannschaften starten regelmäßig bei Turnieren in ganz Südostasien.
Für Jens Hiestermann ist der Beruf eine Berufung. Und eine soziale Plattform, bei der man unzählige Menschen kennenlernen kann – unabhängig von Alter, Geschlecht, Spielstärke, Religion, Hautfarbe, Nationalität und sozialem Umfeld.
Wenn man Jens Hiestermann zuhört, spürt man seine Leidenschaft für den Sport und weiß, warum er dieses einmalige Abenteuer gewagt hat.
„Tennis schreibt Geschichten fürs Leben – auf und speziell neben dem Platz, weil es beim Tennis nicht immer nur gegeneinander geht, sondern auch sehr viel um miteinander. Auch wenn Tennis ein Einzelsport ist, sollte immer der Zusammenhalt einen großen Teil einnehmen. Die Tennis-Gemeinschaft sollte immer an einem Strang ziehen, um diese schönste Nebensache der Welt mit Leidenschaft und Respekt zu behandeln und so viele Menschen wie möglich mit dem Tennisfieber zu infizieren!“
In Kuala Lumpur hat Jens Hiestermann schon sehr viele mit seiner Leidenschaft angesteckt. Er ist längst angekommen in seinem persönlichen Tennistraum. Und er will nicht wieder weg.
„Ich kann es mir aktuell nicht vorstellen, nach Deutschland zurückzukehren“, sagt er. Zumal er neben dem beruflichen auch sein privates Glück in Malaysia gefunden hat.
Mit seiner Frau Jennifer ist er seit 2013 verheiratet. Die beiden haben einen Sohn, er ist zweieinhalb Jahre alt Natürlich trägt sein Junior auch schon seinen eigenen Tennisschläger herum und sammelt erste Erfahrungen mit der gelben Filzkugel.
Die Tennis-Gene im Hause Hiestermann sind stark, die Leidenschaft liegt im Blut… bestimmt wird auch Jenson Krishna Hiestermann irgendwann mal den Schläger schwingen – die Frage ist nur: wo?